Rückseite des Werks "Die Labung" von Hans von Marées; Bildquelle: Museum Wiesbaden

Fundraisingkampagne des Museum Wiesbaden verweist auf Provenienzforschung

Das Museum Wiesbaden beschäftigt sich derzeit unter der Leitung seines Direktors Dr. Alexander Klar mit der Aufdeckung möglicher Restitutionsfälle. Diesen Auftrag leitet Klar aus der bewegten Geschichte des Hauses ab, das einst von Hermann Voss geführt wurde. Voss war Hitlers Sonderbeauftragter für das in Linz geplante "Führermuseum" und ließ von Hildebrand Gurlitt zahlreiche Kunstwerke für die Sammlung des Museums erwerben. Nach dem Krieg diente das Museum Wiesbaden der US-Militärregierung als Central Collecting Point für aufgefundene Kunstwerke des nationalsozialistischen Kunstraubs.

Um zum einen Spenden aus der Wiesbadener Bürgerschaft zum Erwerb eines historisch belasteten Gemäldes einzuwerben und zum anderen die öffentliche Aufmerksamkeit auf das wichtige Thema Provenienzforschung zu lenken, wurde die ortsansäsige Agentur Q vom Museum mit der Entwicklung einer Kampagne beauftragt.

Im Blickpunkt steht das Bild "Die Labung" (Hans von Marées, ca. 1880), das – wie die Provenienzforscher in Wiesbaden herausfinden konnten – ursprünglich aus der Sammlung des jüdischen Unternehmers Max Silberberg stammte und durch eine Schenkung in den Achtziger Jahren in den Besitz des Museums gelangte. Die Erben Silberbergs wurden unmittelbar nach dieser Entdeckung von Dr. Klar verständigt und stimmten in Anerkennung der engagierten Provenienzforschung einem Kaufangebot durch das Museum Wiesbaden zu. Das Gemälde könnte also im Museum verbleiben. Dieses Ziel wurde für die Kampagne vorgegeben.

Die Idee des Q-Teams: Solange das Bild dem Museum nicht gehört, wird es den Museumsbesuchern rückseitig präsentiert. Erst wenn die für den Ankauf erforderliche Summe in Höhe von 93.000 Euro durch eine gemeinschaftliche Spendenaktion aufgebracht worden ist, kann das Gemälde gewendet und wieder betrachtet werden. Entsprechend lautet das Motto der Kampagne "Wiesbaden schafft die Wende!". "Es wird zum Abschluss der Aktion nicht nur ein Bild umgedreht, sondern auch NS-Unrecht nach über siebzig Jahren in Recht gewendet. Einen moralischen Zeigefinger erhebt die Kampagne jedoch nicht, sie appelliert viel eher an Gemeinsinn und Gerechtigkeitsempfinden", erläutert Q-Geschäftsführer Thilo von Debschitz.

Die Betrachtung der Rückseite der "Labung" im Saal der Alten Meister macht auf das Verborgene neugierig. Gleichzeitig findet man auf Rahmung und Leinwand zahlreiche Aufkleber und handschriftliche Vermerke, die wiederum entscheidende Hinweise für die Provenienzforschung ergaben. Durch die ungewöhnliche Perspektive lässt sich die Geschichte des Gemäldes nachvollziehen.

Im Rahmen der Kampagne sorgen nun Anzeigen, Flyer, Fassadenbanner, Fußbodenkleber, Wende-Kartenspiele, Beklebung von Litfaßsäulen und Stadtbussen (mit der zum Straßenverkehr passenden Empfehlung "Bitte wenden"), Postkarten, Taschen und andere Werbeträger dafür, dass die Gemälde-Rückseite und die Botschaft während des siebenwöchigen Kampagnenzeitraums (Beginn: 19. September 2014) überall im Stadtgebiet sichtbar bleiben. Gleichzeitig wird die Kampagne durch die lokale Presse redaktionell begleitet und auch über die Landesgrenzen hinaus kommuniziert.

 

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