Mehr als 100 Neugierige wollen Probewohnen in Görlitz

Für die Neuauflage des Probewohnens in Görlitz sind bisher mehr als 100 Bewerbungen von Familien, Paaren und Einzelpersonen aus ganz Deutschland eingegangen. Am 14. September haben die ersten Probebewohner ihr Quartier in der historischen Altstadt bezogen. Sie testen deine Woche lang, ob ein Umzug dorthin für sie in Frage kommen könnte. Das "Probewohnen Altstadt" ist ein Projekt der kommunalen Wohnungsgesellschaft Kommwohnen Görlitz GmbH, wissenschaftlich begleitet durch das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), Dresden. Die Stadt Görlitz unterstützt das Projekt.

Auch Bewerber aus dem Ausland

Das Interesse am Probewohnen in der Görlitzer Altstadt sei groß – und das in nahezu ganz Deutschland. Nur aus Bremen sei bisher kein Bewerbungsbogen eingegangen, so das Leibniz-Institut. Besonders stark vertreten seien die Bundesländer Sachsen (mit 25 Bewerbungen) sowie Nordrhein-Westfalen (15) und Baden-Württemberg (10). Auch im Ausland sei die Nachricht von der Neuauflage des Görlitzer Probewohnens angekommen. So gibt es sogar Bewerbungen aus Kroatien, den Niederlanden und dem US-Bundesstaat Alaska. Und so zählt am 14. September ein niederländisches Ehepaar zu den ersten Probebewohnern, die eine von drei sanierten Altbauwohnungen zwischen Ober- und Untermarkt beziehen. Ziel des Projektes "Probewohnen Altstadt" ist es, Auswärtige für einen Umzug nach Görlitz zu begeistern und vor allem die Innenstadt als attraktiven Wohnort bekannt zu machen.

Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) aus Dresden, insbesondere durch das Interdisziplinäre Zentrum für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau (IZS), welches das IÖR gemeinsam mit Partnern in Görlitz betreibt. Schon mit der Bewerbung haben die Interessenten Fragebögen ausgefüllt, die der Wissenschaft dienen. Die Forscher haben sie gemeinsam mit dem Amt für Stadtentwicklung der Stadt Görlitz und mit der Kommwohnen Görlitz GmbH entwickelt.

Vor allem Ältere zieht es nach Görlitz

Eine erste Auswertung der bis Anfang September eingegangenen Fragebögen hat ergeben, dass es vor allem Ältere zum Probewohnen nach Görlitz zieht. 70 Bewerbungen kommen von Personen, die zwischen 56 und 75 Jahre alt sind. Die überwiegende Zahl der Bewerbungen stammt von Paaren, aber auch 13 Familien mit Kindern sowie 28 Einzelpersonen wollen auf Probe nach Görlitz ziehen. Die Motive der Bewerber ähneln sich: Nahezu alle, nämlich 90,6 Prozent, haben ganz allgemein "Interesse an der Stadt Görlitz" im Fragebogen angekreuzt. Hinzu kommt bei vielen die "Neugier auf das Wohnen in der Altstadt/Innenstadt" (72,6 Prozent) oder die "Neugier auf eine Altbauwohnung" (50 Prozent). Zwei Drittel (66 Prozent) erklärten dass sie auf der "Suche nach einem neuen Wohnort" sein. Mehr als die Hälfte der Bewerber (58,5 Prozent) waren schon einmal in Görlitz, haben die Stadt als Touristen bei früheren Besuchen kennengelernt. Neun Bewerber gaben an, in Görlitz geboren, acht dort aufgewachsen zu sein. Ein Viertel (25,5 Prozent) hat Verwandte, Bekannte oder Freunde in Görlitz. Mehr als jeder fünfte Bewerber (21,7 Prozent) hat bislang überhaupt keine Beziehung zu Görlitz und wird die Stadt erst durch das Probewohnen kennenlernen.

Wer als Probebewohner nach Görlitz kommt, der wird zwei weitere Fragebögen für die Wissenschaft ausfüllen. Die Befragungen sollen unter anderem Erkenntnisse dazu liefern, wie die Stadt und das kommunale Wohnungsunternehmen noch besser auf Wohnwünsche und Wohnbedürfnisse heutiger und künftiger Bewohner eingehen können. Auf Basis der Ergebnisse möchten die Wissenschaftler künftige Handlungsfelder für die Stadtplanung nicht nur in Görlitz, sondern auch in anderen Klein- und Mittelstädten aufzeigen.

Hintergrund zum Projekt "Probewohnen"

Das "Probewohnen Altstadt" knüpft an Aktivitäten in den Jahren 2008 bis 2010 an. Die ursprüngliche Projektidee "Probewohnen – Zurück in die Gründerstadt" entwickelte das damalige Görlitz Kompetenzzentrum Revitalisierender Städtebau, die Vorgängereinrichtung des heutigen Interdisziplinären Zentrums für ökologischen und revitalisierenden Stadtumbau (IZS). Von 2008 bis 2009 fand das bundesweit erste Probewohnen als Modellvorhaben der Nationalen Stadtentwicklungspolitik statt (gefördert durch das damalige Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung). Schon damals erfolgte die Umsetzung in enger Zusammenarbeit mit der Kommwohnen Görlitz GmbH (damals noch WBG Wohnungsbaugesellschaft Görlitz mbH) und dem Görlitzer Stadtplanungs- und Bauordnungsamt. Im Jahr 2009 wurde das Projekt im bundesweiten Wettbewerb "Stadt bauen. Stadt leben" in der Kategorie "Integriert und regional handeln" mit dem Nationalen Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur ausgezeichnet.

 

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