Essen feilt an seinem Innenstadtkonzept

Eine belebte Innenstadt ist wichtig für die urbane Identität, denn sie bildet sozusagen das Herz der Stadt. Städte, deren historischer Kern nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut wurde, haben es deutlich schwerer, die City zu einem attraktiven sozialen Treffpunkt zu machen. Ein Problem, das auch der Ruhrmetropole Essen mit über 590.000 Einwohnern gut bekannt ist. Eine Markenkernanalyse des Kölner Rheingold Instituts brachte Anfang des Jahres zutage, dass über Jahrzehnte das große Shopping-Angebot von Essen die fehlende Aufenthaltsqualität der Innenstadt überdeckte (s. PUBLIC MARKETING 1-2/2019). Doch das wandelt sich nun. Die Befragten vermissen Orte, die Gastlichkeit ausstrahlen und die Möglichkeit bieten, ein sogenanntes Wir-Gefühl zu entwickeln. PUBLIC MARKETING fragte Dieter Groppe, Innenstadtkoordinator und Geschäftsführer bei der EMG – Essen Marketing GmbH, wie die Planungen zur Entwicklung eines attraktiven Stadtkerns voranschreiten und ob bereits an Lösungen gearbeitet wird.

Public Marketing: Herr Groppe, die Stadt Essen feilt seit geraumer Zeit an einem neuen Innenstadtkonzept, um die City zu beleben. Wie wichtig ist dieses Konzept für die Stadtmarke Essen?

Dieter Groppe:
Das Innenstadtkonzept, an dem wir nach wie vor intensiv arbeiten, ist das Regiebuch für die Stadtmarke Essen. Es beinhaltet die wichtigsten Stadtplanungen für die kommenden Jahre. Den Essenern fehlt das emotionale Herz der Stadt. Das sollte eigentlich die Innenstadt sein – aber leider ist das im Fall von Essen nicht so.

Public Marketing: Aus diesem Grund haben Sie im vergangenen Jahr das Rheingold Institut damit beauftragt, in Tiefeninterviews herauszufinden, wie die Essener Bürger ihre Stadt und speziell die Innenstadt wahrnehmen. Wie lautet das Ergebnis?

Groppe: Auf der einen Seite sind die Bewohner Essens aus vielerlei Gründen stolz auf ihre Stadt. Wir sind die Stadt mit den drittmeisten DAX-Unternehmen, wir haben mit der Zeche Zollverein eine Weltkulturerbestätte, wir waren Europäische Kulturhauptstadt sowie Grüne Hauptstadt Europas ‒ um nur ein paar Beispiele zu nennen. Leider trifft dieser Stadtstolz nicht auf die Innenstadt zu. Die Essener haben zu ihrer City ein eher gespaltenes Verhältnis. Die Innenstadt wird vorwiegend zum Einkaufen aufgesucht, aber nicht, um sich dort längerfristig aufzuhalten.

Public Marketing: Woran liegt das?

Groppe: Durch den Zweiten Weltkrieg wurde Essen massiv zerstört, sodass wir keine Altstadt mehr haben. Das ist ein großes Problem. Die Gutachter haben diese Tatsache mit den Worten beschrieben: Essen fehlt das Herz. Und das bestätigen, wie gesagt, auch die Bürger. Wer mit Flair Bummeln gehen möchte, fährt in den Essener Stadtteil Rüttenscheid, wo Cafés, Bars und kleine Einzelhandelsgeschäfte zu finden sind. Jahrzehntelang hat sich Essen darauf ausgeruht als „DIE Einkaufsstadt“ zu gelten. Dementsprechend wurde nur in den Innenstadthandel investiert. Aber dieses Konzept geht nicht mehr auf ‒ vor allem durch die Globalisierung und den Online-Handel. Stattdessen muss es in der City ein maßgeschneidertes Angebot aus Shopping, Unterhaltung, Aufenthaltsqualität und Wohnen geben.

Public Marketing: Ist das ein Ergebnis, das sich durch die Arbeit in den sogenannten Konzeptlaboren herauskristallisiert hat? Wer hat an diesen Workshops teilgenommen?

Groppe: In den Konzeptlaboren kamen alle Stakeholder des Projektes zusammen: Immobilieneigentümer, Kulturtreibende, Einzelhändler und Gastronomen sowie Stadtplaner und Vertreter der EMG, der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft, der IHK und aus der Politik. Das Rheingold Institut hat die Workshops begleitet. Gemeinsam haben wir die vier zentralen Handlungsfelder erarbeitet...

Das vollständige Interview lesen Interessierte in der aktuellen Ausgabe von PUBLIC MARKETING 7-8/2019.
 

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