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Wenke Brüdgam ist seit knapp zwei Jahren die Landesbeauftragte für Frauen und Gleichstellung der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern – Foto: privat

Internationaler Frauentag 2024

"Der 8. März ist ein Zeichen der Demokratie"

Nach 2023 hat Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr bereits zum zweiten den Internationalen Frauentag am 8. März als offiziellen Feiertag begangen. Zuvor hat der Landtag im Sommer 2022 beschlossen, dass der 8. März in Zukunft ein offizieller Feiertag sein soll. Eine Person, die sich schon länger dafür eingesetzt hat, ist Wenke Brüdgam. Sie ist seit Februar 2022 die Landesbeauftragte für Frauen und Gleichstellung der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern.

Brüdgam studierte Politikwissenschaften, Öffentliches Recht und Neuere Geschichte Europas an der Universität Rostock. Seit 2000 gehört sie der Partei Die Linke an. Im Jahr 2010 wurde Brüdgam Mitglied des Landesvorstandes der Partei in Mecklenburg-Vorpommern. Von 2017 bis 2022 übernahm die Politikerin gemeinsam mit Torsten Koplin den Vorsitz des Landesvorstandes. Brüdgam hat sich in der Vergangenheit bereits für die Gleichstellung von Geschlechtern engagiert. So wirkte sie an verschiedenen Gleichstellungsprojekten im Land mit. Außerdem war sie von 2014 bis 2020 als Projektreferentin beim Landesfrauenrat M-V e. V. tätig. Des Weiteren arbeitete Brüdgam seit November 2020 als Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Rostock, bevor sie zur Landesbeauftragte für Frauen und Gleichstellung ernannt wurde.

PUBLIC MARKETING hat mit Brüdgam über die Bedeutung des Internationalen Frauentags gesprochen und warum auch andere Länder diesen zu einem offiziellen Feiertag machen sollten. Zudem bezieht sie Stellung zu der Kritik aus der Wirtschaft bezüglich eines weiteren Feiertages in Mecklenburg-Vorpommern. Darüber hinaus erläutert die Politikerin, mögliche Gründe für den stagnierenden Gender Pay Gap und stellt Maßnahmen vor, um die Lücke zu schließen.

 

PUBLIC MARKETING: Seit 2023 ist der Internationale Frauentag ein gesetzlicher Feiertag in Mecklenburg-Vorpommern. Sie haben sich schon länger dafür eingesetzt, dass der Tag ein offizieller Feiertag wird. Warum war Ihnen das so wichtig?

Brüdgam: Seit 1911 setzen sich Frauen und auch Männer an diesem Tag für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein. Frauen gingen seitdem auf die Straße, um ihre legitimen Rechte einzufordern. Heute ist der Frauentag Gedenk- und Feiertag für das von Frauen Erreichte sowie Kampf- und Aktionstag für mehr tatsächliche Gleichstellung, die wir leider bis heute nicht erreicht haben. Frauen sind öfter Opfer von Gewalt, häufiger von Altersarmut bedroht als Männer, verdienen weniger, arbeiten in Pflege- und Sorgeberufen, die endlich aufgewertet werden müssen – das sind nur einige Felder, in denen wir noch lange keine Geschlechtergerechtigkeit erreicht haben. Alleinerziehende Frauen und ihre Kinder tragen das höchste Armutsrisiko. Immer noch sind Frauen am Arbeitsmarkt keineswegs gleichgestellt. Sie erhalten durchschnittlich weniger Lohn, nehmen weniger Führungspositionen ein, beziehen nachweislich weniger Rente – um nur einige Beispiele für Diskriminierungen zu nennen. Frauen tragen die Hauptlast der Familien- und Sorgearbeit und jonglieren jeden Tag, Erwerbsleben und Sorgearbeit gelingend zu vereinbaren. Diesen Aktionstag zum Feiertag zu erklären, trägt somit der gesellschaftlichen Bedeutung von Gleichstellung der Geschlechter und der noch zu bewältigenden Aufgaben Rechnung.

Der 8. März als Feiertag ist auch ein Zeichen der Demokratie. Ein zentrales Element einer demokratischen Gesellschaft ist das Hinwirken auf die tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter. Diese ist ein Gradmesser für ein gereiftes demokratisches Gemeinwesen. Geschlechtergerechtigkeit ist ein hoher, ein demokratischer Wert, den es gemeinsam für eine Gesellschaft zu gestalten gilt, in der Menschen frei von Diskriminierungen, von hemmenden Rollenstereotypen, von Sexismus und Gewalt leben, sich aktiv beteiligen und bestmöglich entfalten können. Und dies gerade in einer Zeit, in der Demokratie auch durch einen zunehmenden Antifeminismus zur Zielscheibe wird. Vor diesem Hintergrund ist es ein wichtiges Symbol, den 8. März, als Feiertag einzuführen, zumal Feiertage eine wichtige Ausdrucksform unserer Geschichte, Kultur und Werte darstellen. Ihr Einfluss auf die Identität von Gesellschaften ist dabei ein nicht zu vernachlässigender Wert.

 

PUBLIC MARKETING: Einige Wirtschaftsvertreter:innen haben kritisiert, dass der neue Feiertag zu mehr finanziellen Ausgaben führt. Die Industrie- und Handelskammern schätzten den Verlust auf eine Summe auf etwa 58,5 Millionen Euro. Wie bewerten Sie diese Situation? Wie stehen Sie zu dieser Einschätzung?

Brüdgam: Der Feiertag hat nicht nur einen gesamtgesellschaftlichen Wert, indem er Zeit zur Begegnung, für gemeinsame Unternehmungen und Freizeit mit sich bringt, sondern auch einen positiven Effekt für Regeneration, Gesundheit und Erholung. Feiertage haben nicht nur einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert, sondern auch eine soziale Funktion, da sie Gemeinschaft und sozialen Zusammenhalt fördern.

Ja, ein Feiertag hat Auswirkungen auf die Wirtschaft, jedoch sind diese zum Beispiel stark vom Wirtschaftssektor, der Branche und der kalendarischen Lage abhängig.  Beispielsweise sind für die in unserem Bundesland wichtige Tourismusbranche, im Gastgewerbe, bei Freizeitdienstleistungen und der Veranstaltungsbranche positive Effekte zu erwarten. Laut Peter Hohlfeld von der Hans-Böckler-Stiftung spielt der zusätzliche Feiertag nur eine geringe Rolle. Er sagt, dass sich auf lange Sicht die Schwankungen beim Bruttoinlandsprodukt kompensieren, die auf der jährlich unterschiedlichen Zahl der Arbeitstage beruhen. Zudem gibt es laut Ifo-Institut sogenannte Aufholeffekte, da manche Betriebe vor und nach Feiertagen effektiver arbeiten würden.

Im Bundesvergleich unterscheidet sich die jährliche Anzahl der Urlaubstage inklusive Feiertage von Beschäftigten signifikant. So haben Beschäftige in Mecklenburg-Vorpommern mit 37,8 Tagen pro Jahr 4 Tage weniger als Beschäftigte in Bayern mit 41,8 Tagen. Zudem ist in den neuen Bundesländern die wöchentlich vereinbarte Arbeitszeit höher und Arbeitnehmer:innen haben in 2021 55 Stunden länger gearbeitet als der Bundesdurchschnitt. Und das bei durchschnittlich 20 Prozent weniger Lohn.

Das Ringen um gute Fachkräfte ist für den Wettbewerbserfolg von Unternehmen von zentraler Bedeutung. Moderne und flexible Formen der Arbeitsorganisation wurden – auch pandemiebedingt noch einmal verstärkt – vielfach eingeführt. Unter dem Aspekt „New Work“ erfolgt bei vielen Unternehmen in Deutschland gerade ein Umdenken. Beispielsweise diskutieren Unternehmer:innen im Land in ihren Betrieben Modelle wie die Vier-Tage-Woche. Erste werben bereits damit. Die Konkurrenz um gute Mitarbeitende ist groß. Für Unternehmen bedeutet es, die Anforderungen des Unternehmens mit den Erfordernissen der Mitarbeitenden bestmöglich zu synchronisieren, damit sich Mitarbeitende optimal einbringen und zum Erfolg beitragen können, gesund, aktiv und innovativ bleiben. Der 8. März als Feiertag kommt den Bedürfnissen der Mitarbeitenden entgegen.

 

PUBLIC MARKETING: Der Gender Pay Gap stagniert seit 2020 bei rund 18 Prozent. Was sind Ihrer Meinung nach Gründe dafür, dass die Lücke sich nicht schließt?

Brüdgam: Frauen haben laut dem unbereinigten Gender Pay Gap im Jahr 2023 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer. Sie erhielten durchschnittlich 20,84 Euro Bruttostundenverdienst und damit 4,46 Euro weniger als Männer, die 25,30 Euro bekamen. Betrug der geschlechterspezifische Verdienstabstand 2006 noch 23 Prozent, liegt er seit 2020 bei konstant 18 Prozent. Nach wie vor ist der unbereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland deutlich kleiner als in Westdeutschland. In Ostdeutschland lag er im Jahr 2023 bei 7 Prozent, in Westdeutschland bei 19 Prozent.

Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen ab Anfang 30 stagniert annähernd, während er bei Männern mit zunehmendem Alter eher konstant ansteigt. Ein Erklärungsmodell ist, dass Frauen im Laufe ihres Erwerbslebens familienbedingt häufiger die Karriere unterbrechen und in Teilzeit arbeiten. Karrieresprünge und Lohnerhöhungen werden für Frauen somit seltener. Der unbereinigte Gender Pay Gap liegt bei den 30-Jährigen bei 8 Prozent. Am höchsten fällt er bei Beschäftigten im Alter zwischen 57 und 61 Jahren mit 27 Prozent aus.

Ausgehend vom unbereinigten Gender Pay Gap lassen sich rund 64 Prozent davon erklären. Frauen sind häufiger in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus tätig, in denen schlechter bezahlt wird. Hinzu kommt eine häufigere Teilzeittätigkeit oder eine geringfügige Beschäftigung, was ebenfalls mit unteren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einhergeht.

Die verbliebenen 36 Prozent des Verdienstunterschieds können nicht wirklich erklärt werden. Dieser unerklärte Teil entspricht dem bereinigten Gender Pay Gap von 6 Prozent. Das heißt im Jahr 2023 verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie pro Stunde 6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

 

PUBLIC MARKETING: Auffällig ist auch, dass der Gender Pay Gap mit zunehmendem Alter der Frauen größer wird. Welche Maßnahmen können dabei helfen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken?

Brüdgam: Die Entwicklungen zeigen, dass sich der Gender Pay Gap leider nur in kleinen Schritten verändern lässt. Das liegt – wie bereits beschrieben – an den unterschiedlichen Einflussfaktoren im Laufe eines Berufslebens.

Am 6. Juni 2023 ist die Entgelttransparenz-Richtlinie der Europäischen Union in Kraft getreten. Sie stärkt die Anwendung des Grundsatzes des gleichen Entgelts für Frauen und Männer bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit. Mit dieser Richtlinie soll nun europaweit dem Gender Pay Gap, also dem geschlechtsspezifischen Lohngefälle, durch mehr Transparenz von Entgeltstrukturen und entsprechenden Durchsetzungsmechanismen entgegengewirkt werden. Die Bundesregierung ist aktuell dabei, das Entgelttransparenzgesetz diesen neuen Regelungen anzupassen.

Im Februar 2023 hat das Bundesarbeitsgericht ein wegweisendes Grundsatzurteil zur Lohngleichheit gefällt und den Anspruch von Frauen auf gleiche Bezahlung gestärkt. Das Bundesarbeitsgericht entschied, dass Arbeitgeber Verdienstunterschiede von Frauen und Männern nicht mit deren unterschiedlichem Verhandlungsgeschick begründen können. Im vorliegenden Fall war die Klägerin aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt worden. Jetzt erhält sie eine Gehaltsnachzahlung sowie eine Entschädigung. Dieses Urteil stärkt den Anspruch von Frauen auf gleiche Bezahlung.

Zusätzlich brauchen wir weitere Maßnahmen, die auf die einzelnen Faktoren Einfluss nehmen, zum Beispiel eine klischeefreie Berufsorientierung, mehr Frauen in Führungspositionen sowie eine bessere Vereinbarkeit von Erwerbs- und Privatleben für Frauen und Männern sowie eine partnerschaftliche Aufteilung der unbezahlten Sorgearbeit

 

PUBLIC MARKETING: Was hat das Land Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen des diesjährigen Internationalen Frauentags geplant?

Brüdgam: Wie immer fanden überall im Land Veranstaltungen unterschiedlichster Art statt, von Demonstrationen, über Lesungen bis hin zu Poetry Slam-Abenden. Für uns als Gleichstellungsministerium standen zwei Punkte im Fokus. Zum einen arbeiten wir auf dem Weg zur Gleichstellung intensiv daran, Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern sichtbar zu machen. Nur sieben Prozent der Straßen, Plätze oder Häuser sind in Mecklenburg-Vorpommern nach Frauen benannt. Doch gibt es so viele engagierte Frauen aus der Geschichte des Landes, die in der Öffentlichkeit geehrt werden sollten. Daher haben wir vor gut einem Jahr mit dem Projekt „Frauen sichtbar machen“ begonnen, um Beispiele zu sammeln. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Aus dem ganzen Land sind rund 100 Vorschläge eingegangen. Die Leitstelle für Frauen und Gleichstellung im Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz hat die Vorschläge geprüft und Hintergründe der Frauen zusammengetragen. Pünktlich zum Frauentag ist die Homepage frauen-in-mv.de an den Start gegangen. Sie soll als Ideengeberin für Kommunen fungieren, wenn nach Bezeichnungen für Straßen, Plätze, Häuser oder auch Vereinen gesucht wird. Diese Homepage soll Anstoß geben, Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern ins öffentliche Leben zu bringen.

Zum anderen möchten wir neben den oftmals bereits verstorbenen honorigen Frauen aber auch Frauen und ihr Engagement in der Gegenwart würdigen. Darum startete Gleichstellungsministerin Bernhardt am Frauentag ihren neuen Podcast „Macherinnen“. Hier stellt sie monatlich eine Frau aus Mecklenburg-Vorpommern und ihre Geschichte vor. Denn wenn wir Frauen sichtbar machen, sollten wir sie auch hörbar machen. Die erste Gesprächspartnerin am Frauentag war Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger.

 

PUBLIC MARKETING: Neben Mecklenburg-Vorpommern ist der Internationale Frauentag lediglich in Berlin auch ein gesetzlicher Feiertag. Was ist Ihr Appel an die anderen Bundesländer?

Brüdgam: Den Internationalen Frauentag am 8. März zum Feiertag zu erklären, ist ein starkes Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit und Demokratie. Es ist ein Tag, um auf weiterhin bestehende Missstände aufmerksam zu machen und auf deren Beseitigung hinzuwirken. Angesichts der bestehenden strukturellen Benachteiligung von Frauen ist der Tag von hoher symbolischer Bedeutung, den Gleichberechtigungsanspruch des Grundgesetzes durch einen Feiertag zu untermauern. Vor diesem Hintergrund wäre es schön, wenn andere Bundesländer unserem Beispiel folgen würden.

 

 

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